Arbeiten am Kraftwerk
TEPCO (der Kraftwerksbetreiber) glaubt, dass die drei havarierten Reaktoren bald unter Kontrolle sein werden. Die Temperaturen der Kerne sollen bis Ende Jahr unter 100°C absinken. Erst dann kann eine Abschaltung ins Auge gefasst werden, vorausgesetzt die radioaktive Strahlung ist ebenfalls genügend gesunken. Ob dies wirklich eintrifft ist nicht voraussehbar, insbesondere, weil bisher noch keine Prognose von TEPCO eingetroffen ist. Noch heute entweicht dem Kraftwerk radioaktive Strahlung. Entsorgung grosser Mengen Erde Die japanische Regierung hat berechnet, dass etwa 2400 km² Boden radioaktiv kontaminiert sind. Ein grosser Teil dieses Bodens muss dekontaminiert und entsorgt werden. Man schätzt den Aufwand auf etwa 450 Mia Yen (ca. 5 Mia CHF). Experten vermuten allerdings deutlich höhere Kosten. Bei einer Dekontamination werden mehrere Zentimeter Boden abgetragen, das darauf liegende Laub entfernt oder Regenrinnen gereinigt. So würde ein radioaktives Müllvolumen von 28 Mio m³ entstehen. Es ist nicht auszuschliessen, dass nur ein Teil der Gebiete (dort wo Menschen leben, bauern und wirtschaften) gereinigt wird. Trotzdem ist die Menge noch derart gross, dass momentan niemand weiss, wohin man damit soll. Gemäss japanischen Medienberichten sollen bis 2014 die Gebiete ausserhalb der Sperrzone entseucht sein. Das Sperrgebiet wurde Ende September von der Regierung auf 20 km rund ums Kraftwerk reduziert. Brisant dabei ist, dass es Gebiete rund 60 km entfernt gibt, welche über 300 Mal mehr Cäsium im Boden haben als der Grenzwert (10000 Becquerel/kg Boden) es erlaubt. Auch in Tokio und Yokohama hat man vereinzelt massiv hohe Strahlenwerte gemessen, es wird aber abgestritten, dass diese vom Kraftwerk Fukushima kommen. Massenkrebstests an Kindern Die Behörden haben ein riesiges Testprogramm gestartet. Rund 360000 Kinder unter 18 Jahren sollen an einer Überwachung ihrer Schilddrüsen teilnehmen. Die Schilddrüse reagiert besonders bei Kindern empfindlich auf radioaktives Jod und lagert dieses ein. Die Kinder sollen überwacht werden bis sie 20 Jahre alt sind. Verhindern lassen werden sich so allfällige Krebserkrankungen nicht, es besteht aber wenigstens die Chance einer Früherkennung. Man hat anscheinend bereits hormonelle Veränderungen bei Kindern festgestellt. Fazit Auch wenn die Atomkatastrophe in den Medien anderen Themen Platz gemacht hat, ist sie aktueller denn je. Leider bestätigt sich die Befürchtung, dass trotz anhaltender massiver Probleme im Kraftwerk und ungelöster Schwierigkeiten bei der Dekontamination die Situation schöngeredet wird. Es wird der Eindruck vermittelt man hätte alles im Griff. Dabei stehen den Menschen dort noch grosse Herausforderungen bevor.
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Wäli KammermannSeit 1986 engagiert um ein Endlager im Wellenberg zu verhindern. Archiv
April 2023
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